Wir über uns
Geschichte des Vereins "Club Torgauer Modelleisenbahner e.V."
45 Jahre Modellbahnverein in Torgau. Ein Arbeitsleben. Als der Aufruf in der damaligen Leipziger
Volkszeitung zur Gründung eine Arbeitsgemeinschaft erfolgte, erschienen 10 Schüler und 3 Eisenbahner.
Kein Geld, kein Raum. In einem Hinterhof in der Rudolf Breitscheid Straße fanden die
Modellbahninteressierten Unterschlupf.
Als Arbeitsgemeinschaft des Pionierhauses war dann eine gewisse Unterstützung gegeben.
Im Januar 1974 traten die Mitglieder dem Deutschen Modellbahnverband der DDR bei und durften sich von
da an "Arbeitsgemeinschaft Modelleisenbahn Torgau" nennen.
2 Jahre später kam dann eine Gruppe Jugendlicher zu uns. Wir werkelten auf engstem Raum an einer
kleinen H0-Anlage mit den 12 - 13-jährigen Schülern, während die Jugendlichen an einer TT-Anlage
bastelten. 1975 veranstalteten wir gemeinsam mit den Modellbahnfreunden aus Thalheim eine
Sonderfahrt zur Verabschiedung der langjährig in Torgau beheimateten Dampflokbaureihe 86. Die Fahrt
führte von Torgau über Pretzsch, Eilenburg nach Torgau. Dann die erste Ausstellung vom 11.-17.12.1976 in
der damaligen "Station junger Techniker in der Leipziger Straße 28.
Die Arbeitsgemeinschaft wurde bekannt. In den folgenden 2 Jahren stellten wir für interessierte Besucher
unsere Anlagen im Haus der Pioniere aus. Im weiteren Verlauf nahmen wir an verbandsinternen
Wettbewerben teil und errangen Preise. Damit waren auch Geldprämien verbunden, Geld, das wir dringend
brauchten.
Ab 1979 fanden jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit unsere Modellbahnausstellungen im Kleinen Saal des
Kreiskulturhaus statt.
In den Jahren 1978 und 1979 wurden Exkursionen nach Rittersgrün und nach Wernigerode unternommen.
Dafür gab es von der Deutschen Reichsbahn für alle einen Freifahrschein.
1980 wieder eine Sonderfahrt zum 90-jährigen Streckenjubiläums von Torgau über Pretzsch nach Bad
Schmiedeberg und zurück. Als Zugbespannung standen uns zwei Dampfloks zur Verfügung. Dieses
Angebot wurde so gut angenommen, das wir noch Wagen zusätzlich anhängen lassen mussten. Der
Nettogewinn der Einnahmen brachte uns finanziell ein gutes Stück voran, denn wir hatten neue Räume im
Brückenkopf bekommen.
Anlässlich unseres 10-jährigen Bestehens zählte der Verein mittlerweile 32 Mitglieder. Etwa die Hälfte
davon waren Eisenbahnfreunde.
Im neuen Domizil hatten wir endlich Platz für alle. Die Modellbahner konnten damit beginnen, eine große
transportable Segmentanlage zu bauen. Holz für den Unterbau der Anlagenteile lieferten ausgediente
Glastransportkisten vom Flachglaswerk, Leim von der reichsbahneigenen Tischlerei und Kabelreste von der
Deutschen Post. Für die Landschaftsgestaltung holten wir uns von einer Tischlerei Sägespäne. die dann
mittels Beize den richtigen Farbton bekamen. Die gewölbeartigen Räume mussten im Winter natürlich auch
beheizt werden. Also ging am Vormittag unseres Arbeitstages immer einer zum Heizen in den Brückenkopf.
Der vorhanden Ofen war schon nostalgisch hatte überall Risse. Nach langen Verhandlungen mit der Stadt,
wurde ein neuer Heißluftofen installiert. Kohlen bekamen wir von der Bahn kostenlos. Es war aber immer
ein immenser Kraftakt die Kohle in den erste Stock in unsere Räume zu schleppen. Der Transport der
Modellbahnanlagen zur jährlichen Modellbahnausstellungen im "Kreisi" wurden mittels eines "Garant" der
Bahn und später mit einem B1000 von Kraftverkehr Torgau realisiert. Für letzteren Einsatz mussten wir
bezahlen. Auch war anfangs die Nutzung des kleinen Saales im Kreiskulturhaus kostenlos, später nicht
mehr. Nach der Wende im Januar 1990 flatterte uns eine niederschmetternde Nachricht ins Haus.
Für die Nutzung der Räume sollten wir ab sofort 4,-Mark/m
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bezahlen. Bisher kostenlos! Bei 100 m
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hätten
wir 400,- Mark/Monat aufbringen müssen. Ein Ding der Unmöglichkeit!
In unsere Kasse befanden damals gerade mal 450 Mark. Was nun?
Ein Vereinsmitglied hatte eine "heißen Draht" zu Villeroy&Boch. Dort stand eine noch recht brauchbare
Baracke. Wir zogen um! Gleichwohl wissend, das dies nur eine Notlösung für 3-4 Jahre sein könnte. Nach
Entrümpelung der ehemals von der GST genutzten Baracke, schafften wir unsere Anlagenteile und alle
anderen Habseeligkeiten dort hin.
Eine nette Episode war verbunden mit dem Transport unseres von der Bahn erworbenen echten
Signalflügels. Drei Leute zogen abends vom Brückenkopf damit los. Es war schon dunkel. Auf der
Elbebrücke wurden sie von der Polizei angehalten. Man wollte wissen, woher der Signalflügel kommt.
Geklaut? Nach eingehenden Erklärungen durfte die Truppe weiterziehen.
DDR ade! Es lebe der Westen! Denkste! Der Deutsche Modellbahnverband der DDR (DMV) wurde aufgelöst.
Wir brauchten eine neue Identität. Mit Hilfe eines Torgauer Notars erstellten wir eine Vereinsatzung und
ließen uns beim Amtsgericht Torgau unter dem Namen: Club Torgauer Modelleisenbahner e.V. registrieren.
All das kostete wieder Geld.
Im Dezember 1992 organisierten wir gemeinsam mit dem Feuerwehrverein die bis dahin größte
Modellbahnausstellung in der Janturnhalle. Mit über 1800 Besuchern an diesem einen Wochenende hätten
wir niemals gerechnet. Und danach war auch schon wieder Ratlosigkeit in unserem Verein angesagt. Wir
mussten die Baracke räumen! Nach intensiven Verhandlungen mit der Stadt und Unterstützung des
damaligen Bürgermeisters, wurden uns zwei Räume in der Leipziger Str.28 zugewiesen. Das war im Januar
1993. Die Größe der Räumlichkeiten reicht gerade mal zum Einlagern unserer Anlagenteile. Der kleine
Raum diente uns als Treffpunkt. Nach einem langen Jahr Wartezeit erhielten wir die übrigen, seit langem
ungenutzten weiteren Räume.
Im Februar 1994 war Schlüsselübergabe. Der Enthusiasmus der Mitglieder schien grenzenlos! Alle Räume
wurden teils neu verputzt und renoviert. Schon im Dezember 1994 fand eine Modellbahnausstellung in den
neuen Räumen statt. Die Modellbahnanlage war noch im Bau, aber schon fahrfähig. Und die Besucher
kamen. Von da an wussten wir, die Torgauer sind an unserem Hobby interessiert. Jahr für Jahr wurde an
der Clubanlage weitergebaut. Die kleine Gemeinschaft Gleichgesinnter unternahm auch gemeinsame
Fahrten in die Schweiz und Frankreich. Natürlich stand neben der Natur auch die Eisenbahn, das große
Vorbild, im Fokus.
Das Erlebte wurde als Bild- und Filmmaterial für unsere Chronik aufbewahrt.
Die clubeigene 36 m
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große und durch 3 Räume führende H0-Anlage wurde anlässlich des "Tag der
Sachsen" 1996 vom damaligen sächsischen Ministerpräsidenten Prof. Dr. Kurt Biedenkopf besucht. Durch
einen großzügigen Fördermittelbescheid der sächsische Landesregierung, konnte ein unterirdischer 17-
gleisigen Schattenbahnhof realisiert werden. In den Folgejahren waren mehrere Fernsehteams bei uns zu
Gast.
In den letzten 15 Jahren wurden alle Räume grundlegend renoviert und alle Anlagenteile neu gestaltet. Die
Besucher möchten schließlich immer wieder mal etwas Neues sehen. Das ist oft nicht einfach. Zur Zeit gibt
es intensive Erwägungen im mittleren Teil einen Staudamm inklusive Nebenanlagen zu errichten. Viele
Kleinigkeiten fallen dem Besucher erst nach Hinweisen von uns auf.
Einige Zahlen zur Modellbahnanlage: Auf der Anlage befinden sich über 1000 Bäume und Figuren. Die
einmalige Fahrstrecke eines Zuges beträgt ca. 150 m. Insgesamt wurden über 400 m Gleis verlegt. Signale
und Fahrleitung sind im Eigenbau entstanden. Um eine derart große Anlage im Vorführbetrieb zu
beherrschen, wurde eine entsprechende elektronische Steuerung realisiert. Damit sind wir aber noch nicht
am Ende. Weitere Verbesserungen sind geplant. Die Stromversorgung für die Beleuchtung und den
Fahrbetrieb konnte nicht mehr mit herkömmlichen Modellbahntrafos realisiert werden. Zur Abdeckung der
erforderlichen Leistung wurden handelsübliche Trafos mit entsprechender Regel- und Sicherungstechnik
versehen und installiert. Zur Zeit besteht der Verein aus 15 Mitglieder mit einem Durchschnittsalter von 57
Jahren. Über die Hälfte davon ist von Anfang an dabei. Wir hoffen und wünschen uns weiterhin viele
interessierte und vor allem zufriedene Besucher. Im letzten Jahr waren es, Februar- und
Dezemberausstellung zusammengerechnet, rund 1000.
Nach Corona haben wir die Vereinsarbeit wieder ausgenommen. Nach dem langem Stillstand der Anlage
war erstmal wieder saubermachen angesagt und wir mussten feststellen das die Steuerung Fehler aufwies.
Also ist Neubau angesagt.
Wir geben nicht auf!